Interview mit NEOS-Award-Gewinner Dr. Michèl Gleich
Herr Gleich, mit Freude haben wir gelesen, dass Sie mit dem NEOS Award als Newcomer des Jahrs 2015 ausgezeichnet wurden. Wir gratulieren Ihnen zu dieser tollen Auszeichnung. Schön, dass Sie sich ein bisschen Zeit nehmen für die Beantwortung einiger Fragen. Könnten Sie sich vorab kurz vorstellen?
Guten Tag Frau Böttcher. Vielen Dank für die Glückwünsche, das ehrt und freut mich sehr!
Mein Name ist Dr. Michèl Gleich (37) und ich wohne im Herzen von Berlin, meiner Geburtsstadt. Bevor ich beschloss, mich zum Personal Trainer weiterbilden zu lassen, war ich mehr als 12 Jahre Offizier und Kompaniechef einer Infanteriekompanie und habe mit 300 Soldaten die Bundeswehr bei Einsätzen im In- und Ausland vertreten. Ich bin Scharfschütze, Einzelkämpfer und promovierter Pädagoge. Die letzten Jahre vor Beginn meiner Selbstständigkeit war ich im Volkswagen Konzern für die Entwicklung und Weiterbildung von Führungskräften zuständig.
Als ich meinen unbefristeten Arbeitsvertrag bei diesem Weltkonzern im Herbst 2013 gekündigt habe, um mich als Personal Trainer selbständig zu machen, hielten mich viele für verrückt. Und ich kann das verstehen. Dennoch wurde ich gerade durch ihre Reaktionen in meinem Weg bestätigt: Denn die scheinbar verrückten Entscheidungen sind immer die, die wirklich aus tiefem Herzen kommen! Und in meins hatte sich nach und nach ein großer Wunsch eingeschlichen: Meine Leidenschaft für Sport, Leistung und Perfektion an andere Menschen weiterzugeben und dafür an ihrer Begeisterung und ihren Fortschritten teilhaben zu dürfen. Seit dem 1. Januar 2014 bin ich Geschäftsführer und Trainer meines Unternehmens GLEICH PERSONAL TRAINING (www.gleichpersonaltraining.com) in Berlin.
Der NEOS Award wird von führenden Experten im Sport vergeben. Nominierungsempfehlungen für den Award werden durch Personen aus dem sportlichen Bereich über die NEOS Award Webseite gegeben. Was meinen Sie sind die Hauptgründe, warum Sie zum Newcomer des Jahres 2015 ausgezeichnet wurden?
Ich möchte mich auf diesem Wege zunächst nochmals von ganzem Herzen bei der Jury des NEOS-Awards für das Vertrauen und die uneingeschränkte Unterstützung bedanken! Es ist für mich und meine Arbeit als Personal Trainer eine sehr große Ehre mit diesem renommierten Preis ausgezeichnet worden zu sein. Wie Sie bereits angeführt haben, sind die Mitglieder der Jury Experten in den verschiedensten Bereichen und verfügen über jahrelange Erfahrung im gesamten Bereich der Sport- und Trainerbranche. Und dies ist auch der Grund, warum mir der Preis so viel bedeutet. Es ist ein wundervolles Gefühl, Lob und Anerkennung von Spitzensportlern wie etwa Andrea Burke (ehemals Henkel), einer mehrfachen Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Biathlon, zu bekommen. Das macht mich stolz und zeigt mir, dass ich mit meiner Trainingsphilosophie und meinem Konzept auf dem richtigen Weg bin. Ich sehe die Auszeichnung als eine Motivation und als Zeichen „Stark gemacht. Weiter so!“.
Wer oder was inspiriert oder hat Sie als Trainer inspiriert?
Sport ist meine Leidenschaft. Durchhaltevermögen ist meine Stärke. Motivation ist mein Vorteil. Das war schon immer so. Ich habe keine bestimmte Person oder gar Persönlichkeit, die mich als Trainer inspiriert. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch einzigartig ist und Wunderbares schaffen kann. Und genau mit dieser Einstellung starte ich jeden Tag und beginne jedes Training mit meinen Kunden und Freunden. Aufgrund meiner vielfältigen und außergewöhnlichen Lebensgeschichte weiß ich, wie man selbst zum Ziel kommt und auch andere Menschen dorthin bringt. Disziplin, Kontinuität, Konstanz und vor allem Herz und Spaß sind die Schlüssel zum Erfolg. Mit diesen Attributen ist nahezu alles im Leben möglich. Und dies versuche ich jeden Tag in meinen Trainingseinheiten zu vermitteln. Ich bin der festen Überzeugung, dass auf der Basis mentaler Stärke viele, zuvor nicht geglaubte Wünsche und Ziele erreicht werden können. Die vielzähligen Erfolgsgeschichten, die ich mit meinen Kunden erzählen kann sind ein guter Beweis für diese Einstellung. Das ist es, was mich inspiriert und diesen Beruf so einzigartig und gleichzeitig wunderschön macht. Meine Familie, meine Freunde und meine Klienten sind meine tägliche Inspiration.
Was sind für Sie wichtige Aspekte, die einen guten Personal Trainer ausmachen?
Ich versuche, mich immer in die Lage eines Kunden zu versetzen. Worauf würde ich achten? Was ist mir besonders wichtig? Ich denke, dass ein guter Personal Trainer vielfältig sein sollte. Es ist nicht zwingend notwendig, dass ein guter Personal Trainer wie beispielsweise ich aus dem Leistungssportbereich kommen sollte oder gar nationale / internationale Titel gewonnen hat. Die Erfahrung ist der Schlüssel zum Erfolg! Ein guter Trainer sollte mit den Prinzipien des Sports und der Trainingslehre vertraut sein und diese mit persönlichem Erfolg angewendet haben. Sicherlich ist es gut, meistens gar notwendig, um sich abzugrenzen, einen Schwerpunkt seiner Arbeit als Personal Trainer zu bilden. Dennoch ist ein sehr guter Personal Trainer in vielen Bereichen „zuhause“. Meine Basis liegt beispielsweise im Athletik,- Fitness- und Kampfsportbereich. Dennoch oder gerade aus diesem Grund ist es für mich enorm wichtig, auch andere Kompetenzen aufzuweisen. Etwa eine Läuferin gezielt auf eine gute Marathonleistung vorbereiten zu können oder die Performance eines Golfspielers zu verbessern. Ein Personal Trainer ist eben ein persönlicher Trainer und Begleiter sowie Förderer und sollte sich daher individuell auf jedes Kundenbedürfnis einstellen können. Im Sinne der fachlichen Kompetenz ist es für mich auch selbstverständlich, dass ich regelmäßig Weiterbildungen absolviere um „up-to-date“ zu sein und neue Trends bewerten zu können. Ebenso ist es immer ein gutes Zeichen, wenn ein Personal Trainer sich auch auf wissenschaftlicher und theoretischer Ebene mit der Trainingslehre, der Ernährung und dem Sport beschäftigt – etwa durch eigene Publikationen. Ein letzter, aber nicht minder bedeutender Aspekt sind die sozialen Kompetenzen eines Personal Trainers. Diese können wie in meinem Fall etwa durch praktische Erfahrungen (Führungskraft in der Wirtschaft und Offizier der Bundeswehr) und/oder auch durch theoretisches Wissen (Promotion im Bereich Geisteswissenschaften und Psychologie) ausgebildet und gestärkt werden. Die eigene Lebenserfahrung ist enorm wichtig als Personal Trainer, da die Kunden oft nicht nur körperliche, sondern auch mentale Grenzen überwinden müssen. Es gilt auch hier, den Menschen immer als Ganzes zu betrachten. Daher ist die persönliche, individuelle Betreuung des Kunden vor, während und nach dem Training sehr bedeutend.
Was ist für Sie der Ansatz eines effektiven Trainings? Welche Herausforderungen stellen sich Ihrer Meinung nach Trainer beim Training mit ihren Kunden?
Das Augenmerk muss immer auf der Individualität des Kunden liegen. Wo kommt er her? Was möchte er erreichen? Welche Rahmenbedingungen sind zu beachten? Mit der Erstellung eines Trainingsplans und der letztlichen Durchführung einzelner Trainingseinheiten ist es oft nicht getan. Es gilt, den Menschen mit all seinen Stärken aber auch mit seinen Schwächen zu betrachten. Das Ziel muss es sein: Schwächen zu schwächen und Stärken zu stärken. Ich bin absolut kein Unterstützer von allgemein gültigen, oberflächlichen Trainingspakten, wie sie leider oft und auch billig angeboten werden. Ein effektives Training bedingt für mich einen einzigartigen, auf den Kunden abgestimmten Trainingsplan. Nur dann können die gewünschten Ziele erreicht und nur dann kann die Leistung konstant gesteigert werden. Zweifelsohne, das bedingt viel Arbeit als Personal Trainer. Aber ich sehe meinen Job als Trainer und als Geschäftsführer von GLEICH PERSONAL TRAINING nicht als Arbeit an. Für mich ist es eher ein Privileg, so viele unterschiedliche Menschen auf ihrem Weg zu ihren ganz persönlichen Zielen unterstützen und professionell begleiten zu können. Eines meiner wesentlichen Trainingskonzepte ist das Training mit dem eigenen Körpergewicht gepaart mit der effektiven und gesunden Ernährung sowie Motivation. Aktuell habe ich hierzu ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „Gestern hast Du morgen gesagt“, das sehr erfolgreich ist. Bei meinen Kunden ist dieser Gesamtansatz sehr beliebt, es muss aber nicht gleichzeitig bedeuten, dass diese Trainingsphilosophie für jeden Kunden „passt“. Im Rahmen meines Trainings für eine erstklassige, deutsche Tennisspielerin haben wir beispielsweise viel Core- und Manual Resistance Training im Winter in der Halle absolviert, um gezielt die Muskeln und Bänder auf die bevorstehende Saison mit all den Turnieren und Reisetätigkeiten vorzubereiten. Zudem haben wir mentales Training eingebaut. Ein guter Trainer erkennt schnell die Bedürfnisse des Kunden und hat mindestens immer zwei, drei Lösungsansätze parat. Erfolg ist eine Treppe, keine Tür. Dies gilt es, in effektiven und abwechslungsreichen Trainingseinheiten umzusetzen.
Jedes Jahr gibt es neue Trends, ob Functional Training oder Faszientraining. Neben einer soliden Grundausbildung – wie wichtig finden Sie Fortbildungen für Trainer?
Fortbildungen sind wichtig. Dies gilt für die Trainerbranche ebenso wie für andere Berufsgruppen. Als Trainer sollte das eigene Konzept klare Schwerpunkte aufweisen, aber dennoch ist ein Blick über den Tellerrand durchaus erlaubt – ja notwendig. Sport hat so viele Facetten, dass es sinnvoll ist, diese auch zu nutzen. Natürlich, es gibt auch Trends und Trainingskonzepte, dort kann man im wahrsten Sinne des Wortes das Rad nicht neu erfinden. Dennoch gibt es auch viele neue Reize, die sich mir als Trainer bieten können. Ich selbst probiere oft viele Sportarten aus und versuche dann je nach Möglichkeit, Trainingstechniken oder andere Charakteristika in das Training mit meinen Kunden einfließen zu lassen. So standen für mich in den vergangenen Wochen schweißtreibende Yoga-Stunden oder auch Reitübungen sowie Biathloneinheiten auf dem Programm. Ich war einerseits überrascht, wie viele Parallelen es zu den Sportarten gibt, in denen ich zuhause bin. Anderseits konnte ich auch viele, neue Ansätze für mich und GLEICH PERSONAL TRAINING übernehmen, wie beispielsweise spezielle Atemtechniken aus dem Yoga oder Stabilisierungsübungen aus dem Reitsport.
Welches ist die wichtigste Einsicht aus Ihrer bisherigen Trainerkarriere?
Für mich war es die richtige Entscheidung, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen und einen sicheren, unbefristeten Arbeitsvertrag bei einem Weltkonzern von heute auf morgen zu beenden. Mit null Kunden habe ich mein Unternehmen GLEICH PERSONAL TRAINING vor etwa zwei Jahren gegründet, aber ich war mir sicher, dass sich Qualität und Leidenschaft sich immer durchsetzen werden. Ich wollte fortan meine Leidenschaft für den Sport mit den Menschen teilen, gemeinsam den Weg zu ihren Zielen gehen. Der Sport kann so viel Gutes hervorbringen und bewirken. Dies möchte ich weiterhin meinen Kunden und all den Menschen vermitteln. In jeder Trainingseinheit, in jedem Seminar als Dozent oder auch in den sozialen Netzwerken – wie auf meiner Facebook-Seite (https://www.facebook.com/gleichpersonaltraining) werde ich stets für einen gesunden, positiven Lebensstil eintreten. Der Sport war für mich immer ein roter Faden in meinem Leben und hat mich gelehrt, mit Herz, Leidenschaft und Disziplin an meinen Zielen zu arbeiten und diese auch zu erreichen. Das Training mit meinen Kunden lässt mich jeden Tag mit einem Lächeln schlafen gehen und mit einem Lächeln am nächsten Morgen aufstehen. Und das ist ein gutes Gefühl. Heute bin ich preisgekrönter Personal Trainer, international erfolgreicher Athlet, Extrem-Sportler, Unternehmer, Buchautor, Kolumnist und Medien-Experte. Und das alles mit ganz viel Herz.
Ich bedanke mich für das Gespräch!
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